Neugeborenenschlaf verstehen & abendliches Schreien verstehen

Inhalt

Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen sind aufregend, berührend und oft auch herausfordernd. Gerade der Schlaf ist ein großes Thema: Warum schläft mein Baby so viel und dennoch so unruhig? Warum wacht es ständig auf? Und was steckt hinter dem berühmten abendlichen Schreien, das Eltern an ihre Grenzen bringt?

In diesem Artikel erfährst du:

  • wie der Schlafzyklus von Neugeborenen aufgebaut ist,
  • warum Babys anders schlafen als Erwachsene,
  • was es mit der Hexenstunde am Abend auf sich hat,
  • und welche Strategien helfen können, um diese Phase entspannter zu überstehen.

Am Ende gebe ich außerdem einen Einblick, wie du mit einer altersgerechten Abendroutine das abendliche Schreien oft umfahren kannst.

Die Grundlagen: Schlaf im ersten Lebensmonat

Neugeborene verbringen einen Großteil des Tages mit Schlaf. In den ersten Wochen sind es oft 14 bis 20 Stunden täglich, unterbrochen durch kurze Wachphasen. Anders als Erwachsene schlafen Babys jedoch in vielen kleinen Etappen von zwei bis vier Stunden.

Das liegt daran, dass:

  • ihr Magen noch sehr klein ist (am Anfang so groß wie eine Murmel, nach 10 Tagen etwa so groß wie ein Golfball), weshalb sie häufig Nahrung brauchen,
  • und dass ihr zirkadianer Rhythmus (die innere Uhr, die zwischen Tag und Nacht unterscheidet) noch nicht entwickelt ist.

Was ist ein Schlafzyklus?

Der Schlafzyklus bei Neugeborenen dauert 20-50 Minuten. Er besteht aus zwei Hauptphasen:

  1. Aktiver Schlaf (REM-Schlaf):
    • Dein Baby bewegt Arme und Beine, macht Geräusche, atmet unregelmäßig.
    • Manche Babys öffnen die Augen oder schreien kurz auf, obwohl sie nicht richtig wach sind.
  2. Ruhiger Schlaf (Non-REM-Schlaf):
    • Dein Baby liegt still, die Atmung ist gleichmäßig.
    • In dieser Phase ist es tiefer entspannt und schwerer zu wecken.

Erst nach und nach reift das Schlafsystem, sodass Babys ihre Schlafzyklen miteinander verbinden und längere Schlafphasen am Stück schaffen können. Erwachsene dagegen haben Schlafzyklen von 90–120 Minuten mit mehreren Tiefschlafphasen.

Der Unterschied zum Erwachsenenschlaf

Während Erwachsene in der Regel 7–8 Stunden am Stück schlafen, brauchen Neugeborene insgesamt bis zu 18 Stunden pro Tag. Mit etwa sechs Monaten pendelt sich der Schlafbedarf auf rund 13 Stunden täglich ein – aber auch dann verteilt er sich noch auf Nacht- und Tagesschlaf.

Erst wenn die innere Uhr stabiler ist und die Schlafzyklen länger werden, entstehen längere Schlafblöcke in der Nacht. Das passiert meist zwischen dem dritten und sechsten Monat, wobei jedes Baby sein eigenes Tempo hat.

P.S: Alle Zahlen zum Thema Schlafbedarf sind als Orientierung zu sehen und sollen keinesfalls Druck ausüben oder verunsichern, wenn dein Baby diesen Werten nicht entspricht.

Das abendliche Schreien – die sogenannte „Hexenstunde“

Vielleicht kennst du es: Der Tag war ruhig, und plötzlich – meist zwischen 17 und 23 Uhr – wird dein Baby unruhig und beginnt untröstlich zu weinen. Diese Phase nennt man Hexenstunde oder „Schreistunde“.

Typische Anzeichen

  • Dein Baby wird ab dem Nachmittag zunehmend unruhiger.
  • Es weint heftig und lässt sich kaum beruhigen.
  • Es möchte häufig angelegt oder gestillt werden, wirkt dabei aber unzufrieden.
  • Es sucht dauernd Körpernähe und möchte getragen werden.

Die Hexenstunde beginnt meist in der 2.–3. Lebenswoche, erreicht ihren Höhepunkt um die 6.–8. Woche und verschwindet nach einigen Wochen von selbst.

Ursachen im Überblick

  • Reizüberflutung: Dein Baby hat die Eindrücke des Tages noch nicht verarbeitet.
  • Müdigkeit: Es ist erschöpft, kann sich aber nicht selbst regulieren.
  • Cortisol: Am Abend ist der Stresshormon-Spiegel am höchsten. Weinen ist für Babys ein natürlicher Weg, diesen wieder zu senken.

Was dir in der Hexenstunde helfen kann

Grundbedürfnisse prüfen: Hunger, frische Windel, Temperatur, Wohlbefinden.

Nähe & Tragen: Im Arm, in der Babytrage oder im Fliegergriff. Versuche aber nicht ständig die Position zu wechseln – weniger ist mehr!

Ruhige Atmosphäre schaffen: Fernseher und Handy ausschalten, Licht dämpfen, ruhig sprechen.

Saugbedürfnis erfüllen: Häufiges Anlegen kann helfen.

Sanfte Bewegung: Wiegen, Schaukeln oder Spazierengehen.

Unterstützung einholen: Wechsle dich mit deinem Partner oder der Familie ab, um selbst Pausen zu haben.

Versuche dich auf deine Atmung zu konzentrieren, um so dein Nervensystem zu regulieren. Babys regulieren sich über Co-Regulation. Ist dein Nervensystem unruhig kann es sich nicht beruhigen.

Deshalb: Atme tief in die Bauchdecke, konzentriere dich auf das Auf und Ab deiner Bauchdecke, lege die ggf. eine Art “Parcour” auf den Boden, den du umgehen musst, damit du dich auf etwas anderes konzentrierst (wird z.B. bei Naturvölkern so gehandhabt).

Kannst du das Schreien vermeiden?

Ganz ehrlich: Vermeiden lässt sich das abendliche Schreien nicht immer.

Aber: Du kannst einiges tun, um deinem Baby den Übergang in den Abend leichter zu machen. Der Vorabendschlaf und eine darauffolgende Abendroutine hilft deinem Baby zur Ruhe zu kommen.

Wie genau das funktioniert, erkläre ich in meinem kostenfreien Abendroutine-Kurs ein. Dort zeige ich dir, wie du Schritt für Schritt eine Routine aufbaust, die dir und deinem Baby mehr Entspannung schenkt – ohne Druck und ohne starre Vorgaben.
Natürlich ist es keine Garantie, dass das abendliche Schreien komplett verschwindet. Aber viele Eltern berichten, dass ihre Babys dadurch deutlich ruhiger werden.

Der Schlaf von Neugeborenen ist noch unreif und unterscheidet sich stark vom Erwachsenenschlaf. Kurze Schlafzyklen, häufiges Aufwachen und das bekannte abendliche Schreien gehören für viele Familien in den ersten Monaten dazu. Auch wenn diese Phase anstrengend ist: Sie ist normal, sie geht vorbei – und du machst nichts falsch.

Mit Geduld, Nähe und kleinen Routinen kannst du dein Baby sanft begleiten. Und je besser du den Schlaf deines Babys verstehst, desto entspannter wird auch dein eigener Alltag.

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